Montag, 13. Juni 2016

Lugano – die Schweiz von ihrer italienischen Seite



"Hier scheint die Sonne inniger,
und die Berge sind röter,
hier wächst Kastanie und Wein,
Mandel und Feige,
und die Menschen sind gut, gesittet und freundlich…“
                                                                             Hermann Hesse

 Hermann Hesse schrieb mit so großer Begeisterung über das Tessin, dass er 42 Jahre bis zu seinem Tod dort verbrachte. In Montagnola, einem höher gelegenen Dorf südwestlich und nur unweit von Lugano, bewohnte er vier kleine Räume in einem schlossartigen Gebäude, der „Casa Camuzzi“, die sich im 18. Jahrhundert einer der Tessiner Baumeister in Gestalt eines neobarocken Palazzos errichtet hatte. Von dieser Hanglage aus und oberhalb des dichtbewachsenen Waldgrundstückes überblickte Hesse nach Osten den Luganer See mit den gegenüberliegenden Hängen und Bergen auf italienischer Seite. Die neue Lebenssituation und die Lage des Gebäudes inspirierten Hesse zu neuer schriftstellerischer Tätigkeit und er schuf dort Werke wie Siddhartha (1922), Der Steppenwolf (1927), Narziß und Goldmund (1930) und Das Glasperlenspiel (1943), für das er 1946 den Literaturnobelpreis erhielt.

Auch ich wollte ich mich in Lugano von der Schönheit des Tessins überzeugen und mich inspirieren lassen...

Lugano – freundliche Stadt
Lugano ist von Bergen und einem zauberhaften See umgeben und vereint in sich sowohl die Merkmale einer erlesenen Metropole als auch die einer kleinen Stadt. Bemerkenswert ist das historische Zentrum mit zahlreichen wunderschönen Bauten.

In den verschiedensten Läden findet sich alles, was das Herz begehrt: von Luxusartikeln zu Antiquitäten, von Souvenirs zu Handwerksprodukten, abgesehen von den typischen Märkten auf den Plätzen, auf denen vor allem Lebensmittel der Region angeboten werden.
 
Luganos Seepromenade mit
„Hausberg“ Monte Bré
Malerische Treppe neben der Kirche
Chiesa S.ta Maria degli Angioli

Lugano entdecken:
Natürlich wollte ich auch die Umgebung von Lugano kennenlernen, die diverse Ausflugsmöglichkeiten bietet: Die Gipfel der beiden „Hausberge“ Monte Bré (933 m ü.M.) und Monte San Salvatore (912 m ü.M.) sind von der ganzen Stadt aus zu sehen und laden Besucher ein, sie entweder zu Fuß oder per Standseilbahn zu erkunden. Es gibt viele gut ausgebaute Wanderwege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Ich entschied mich für den Monte Bré und die Standseilbahn (Funicolare Monte Bré). Seit 1908 ist die Standseilbahn Monte Bré Teil der Geschichte Luganos.


Blick aus der Funicolare
Monte Bré auf Lugano

Die Fahrt dauert ca. 10 Minuten und bereits auf dem Weg nach oben hatte ich eine wunderschöne Aussicht: Lugano wurde immer kleiner, dafür gab der Luganer See immer mehr von seiner Schönheit und Größe preis.


 





Atemberaubender Ausblick auf das
Tessin mit schneebedeckten Alpen
Oben angekommen, nahm ich den Weg mit den vielen Treppen zur Aussichtsplattform auf dem Gipfel. „Atemberaubend“, war das erste, was ich bei dem Ausblick dachte. Vor mir eröffnete sich ein 180 Grad-Panorama über das Tessin und den Luganer See. Ich hatte dazu auch noch das Glück, einen absolut wolkenlosen, sonnigen Tag erwischt zu haben, so dass die Sicht bis zu den schneebedeckten Gipfeln der Alpen reichte.

Von der Aussichtsplattform startet ein 2,6 km langer Plateau-Rundweg, der auch durch das Dorf Bré (Bré Paeso) führt. Bré ist ein reizendes Tessiner Dorf, in dem einst die Künstler Pasquale Gillardi, Luigi Taddei, Wilhelm Schmid und Josef Birò gelebt haben. Neben der künstlerischen Ausgestaltung des Dorfkerns befindet sich in Bré das Museum Wilhelm Schmid mit einer Sammlung der Werke dieses Vertreters der „Neuen Objektivität“ im Deutschland der 20er Jahre.

Der gesamte Rundweg bietet aus unterschiedlichen Perspektiven wundervolle Ausblicke auf den See, die Stadt und die Umgebung.
Zurück an der Aussichtsplattform beförderte mich die Standseilbahn wieder hinab und ich freute mich über den gelungenen Tag.


„Heute möchte ich den See erkunden und vom Wasser aus neue Eindrücke gewinnen“, dachte ich am nächsten Tag. Am Seeufer im Zentrum Luganos bietet die Societá Navigazione del Lago di Lugano (lokale Schifffahrtsgesellschaft) Touren zu unterschiedlichen Destinationen an. Die Schiffe fahren regelmäßig nach Fahrplan. Ich entschied mich für einen Bootsausflug nach Morcote.

Morcote mit seiner Pfarrkirche Santa
Maria del Sasso und vielen Palazzi
Morcote liegt zehn Kilometer südwestlich von Lugano im Südteil des Luganer Sees, am Fuße des 822 Meter hohen Monte Arbòstora und war aufgrund seiner Lage gegenüber des italienischen Porto Ceresio im 19. Jahrhundert ein wichtiger Handelsplatz. Die Fahrt mit dem Boot dauerte ca. eine Stunde und wir liefen unterwegs mehrere kleine malerische Orte an bevor wir Morcote erreichten.
Ich freute mich bereits auf den Parco Scherrer, der neben der Pfarrkirche Santa Maria del Sasso die Hauptattraktion von Morcote darstellt.
Im Jahr 1930 befand sich am Ufer des Sees ein altes Häuschen mit einem Stall, an dessen darüber liegendem Hang sich Weinbergterrassen und ein Kastanienhain ausbreiteten. Arthur Scherrer erwarb zu jener Zeit zuerst das Haus und danach etappenweise die Terrassen des bergauf gelegenen Geländes. Er renovierte das Haus und verwandelte es mit architektonischem Gespür in einen herrlichen Wohnsitz. Doch nicht nur das: Scherrer war auch ein passionierter Landschaftsgärtner mit Kunstsinn und ein Romantiker, sodass er im Laufe der Zeit seinen eigenen „Wundergarten“ gestaltete. Während seiner Reisen hatte er eine große Anzahl exotischer Pflanzen bewundert. Er war von deren Anblick so bezaubert, dass er nicht zögerte, diese Vegetation in seinem Park nachzubilden. Viele der Pflanzen tragen heute ein kleines Schild mit ihrem wissenschaftlichen Namen. Arthur Scherrer starb im Jahre 1956. 1965 überließ seine Ehefrau Amalia, mit dem ausdrücklichen Wunsch den Park dem Publikum zu öffnen, das Anwesen gegen Entgelt der Gemeinde Morcote. Der Park wird heute so erhalten, wie er ursprünglich von der Familie Scherrer angelegt wurde.
„Ein griechischer Tempel am Ufer des Luganer Sees, daneben ein siamesisches Teehaus oder ein ägyptischer Tempel? In diesem Park hat man die einmalige Gelegenheit, eine spannende Reise durch Zeit und Raum zu unternehmen, bei der Vergangenheit und Gegenwart, Geschichte und Natur harmonisch miteinander verschmelzen…“.
                                                                                            (Gardens of Switzerland)
Parco Scherrer mit
kunstvollen Skulpturen
Ausblick auf den Luganer See



Nach einem Rundgang durch den zauberhaften Park und ein kleines Picknick ging es mit dem Boot zurück nach Lugano.


Lugano kulturell:
Das kulturelle Angebot im Tessin ist aufgrund unterschiedlicher Einflüsse sehr reichhaltig. Es gibt architektonisch viel zu sehen sowie eine Vielzahl an Museen wie beispielsweise das Museum Hermann Hesse (Montagnola), das Museum Moderner Kunst (Ascona) oder das Sasso San Gottardo (am Gotthard-Pass). In 2015 wurde Lugano durch eine weitere kulturelle Attraktion bereichert: das LAC  Lugano Arte e Cultura.

Das LAC einfach nur ein Museum zu nennen würde ihm nicht gerecht werden. Das Gebäude am Seeufer bietet Platz und Räumlichkeiten für ein reichhaltiges Programm an Ausstellungen, Konzertreihen, Theater- und Tanzaufführungen, zusammen mit verschiedenerlei kulturellen Initiativen und Aktivitäten für die Jugend und Familien.
Das LAC beherbergt außerdem das Museo d’arte della Svizzera italiana (Kunstmuseum der italienischen Schweiz). Auf den drei Ausstellungsetagen findet man eine permanente sowie verschiedene temporäre Ausstellungen, wie auch „site specific“ Installationen. Das Programm des Kunstmuseums des LAC legt seinen Schwerpunkt hauptsächlich auf die Vertiefung und das Studium der modernen und zeitgenössischen Kunst.
Ein Konzertsaal mit 1000 Sitzplätzen, komplett mit Holz verschalt und mit einer mobilen Akustikmuschel bietet ein reichhaltiges Programm an Theateraufführungen und Konzerten.


Das 2015 eröffnete LAC
Lugano Arte e Cultura











Lugano kulinarisch:
Auch gastronomisch hat Lugano viel zu bieten: Die Region zeichnet sich neben der Haute Cuisine, die in diversen Führern nachzulesen ist, besonders durch Grotti aus, in denen insbesondere einheimische Gerichte auf den Tisch kommen. Die Grotti findet man vermehrt in kleineren Ortschaften am Seeufer, die am besten mit dem Boot oder der Fähre zu erreichen sind.

Das Ristorante Grand Café al Porto
Wo Geschichte geschrieben wurde:
Im Jahre 1803 eröffnet, wurde das Restaurant im Laufe der Zeit zum "Salotto" von Lugano und zum bevorzugten Treffpunkt von Literaten, Künstlern und Politikern. Aus Überlieferungen aus dem 18. Jahrhundert ist bekannt, dass der Treffpunkt, welcher ebenfalls ein Hotel ist, bei der lokalen und ausländischen Kundschaft sehr geschätzt wurde. Am 3. März 1945, auf dem Höhepunkt der größten Tragödie an die sich Europa erinnern kann, fand im ersten Stock, im „Cenacolo", des damaligen Restaurants Bianchi, heute Ristorante Grand Café Al Porto, das allererste geheime Treffen zwischen deutschen Offizieren und Vertretern der Alliierten statt. Dank dieses Treffens konnten die deutschen Offiziere von der Ausführung der Strategie „Verbrannte Erde" in Norditalien abgehalten werden.

Eine Welt voller Köstlichkeiten:
Beim Betreten des Grand Café besticht die Präsentation der Al Porto Spezialitäten aus Bäckerei, Konditorei und Confiserie. Hier finden sich feinste Patisserie-Kreationen, Torten, Kleingebäck, Pralinés sowie eine Auswahl an traditionellen und speziellen Broten... und "dulci in fundo", mit Stil verpackte Köstlichkeiten, um sich selbst oder geliebten Menschen eine Freude zu bereiten.
Ich entschied mich für ein Mousse au Chocolat Törtchen mit Himbeermark, bereits optisch ein Kunstwerk. Dieses köstliche Törtchen bleibt mir definitiv in Erinnerung!

www.grand-cafe-lugano.ch

Das 1803 eröffnete Ristorante
Grand Café al Porto
Da fällt die Auswahl schwer:
die Köstlichkeiten des Grand Café


Köstliches Mousse au Chocolat
Törtchen mit Himbeermark


 

Restaurant La Tinera
Das Restaurant La Tinera liegt sehr zentral in Lugano, in einer kleinen Seitenstraße der Piazza Riforma. Von außen sieht das Gebäude unspektakulär aus, steigt man allerdings die Treppe hinab, steht man in einem urig-gemütlichen Restaurant mit Weinkeller-Atmosphäre.
Gemütliche Weinkeller-Atmosphäre
Auch wenn meist alle Tische reserviert sind, so findet das nette Servicepersonal doch immer noch ein Plätzchen. Das La Tinera bietet größtenteils lokale Weine aus dem Tessin (Merlot, rot und weiß gekeltert), die in kleinen Tonschalen gereicht werden sowie Tessiner Spezialitäten wie Kalbsragout mit Polenta.





Penne Arrabbiata: Vorsicht, scharf!!
Bekannt ist das Restaurant für seine Antipasti, besonders für die Salametti Nostrani, eine kleine Salami, die aufgeschnitten mit Brot gereicht wird. Die Salami bezieht das Restaurant direkt vom Bauernhof. Empfehlenswert sind auch die Pasta und die Risotti.



Sowohl Einheimische als auch Touristen lassen es sich hier schmecken. Zusammen mit dem quirligen Servicepersonal herrscht im La Tinera eine fröhliche und gemütliche Atmosphäre.


Lugano gastfreundlich:
Reist man zum ersten Mal an einen Ort, hat man die Qual der Wahl bezüglich einer Unterkunft. Ich hatte mich für das Hotel International au Lac (***S) entschieden und wie sich zeigte, die absolut richtige Wahl getroffen. Wer hier eincheckt, den erwarten Gastfreundschaft und historischer Charme, zwischen Altstadt, Kunst und See: In sehr privilegierter Lage an der Seepromenade, in unmittelbarer Nähe von Restaurants, Cafés, den Boutiquen der Via Nassa und dem LAC Lugano Arte e Cultura, empfängt das Hotel seine Gäste sehr herzlich.

Bereits von außen macht das Hotel einen "herrschaftlichen" Eindruck, der sich im Inneren fortsetzt. Die Einzelzimmer sind zwar nicht allzu groß (9 m2), aber sehr geschmackvoll eingerichtet. Auch die Außenanlage in der 2. Etage, wo sich der Swimmingpool befindet, ist sehr gepflegt und eine kleine Oase. Das Frühstück, das bis 11:30 Uhr serviert wird, bietet eine große Auswahl an Brot und Brötchen, Müsli, Joghurt, etc. Auch an warmen Speisen (Rührei, Speck, Würstchen, gegrillte Tomaten) mangelt es nicht. Das Servicepersonal ist außerordentlich freundlich und zuvorkommend. Von der Bar des Hotels hat man abends einen wundervollen Blick auf den See, in dem sich die funkelnden Lichter der Ortschaften spiegeln.

Das 1906 eröffnete Hotel trägt – meines Erachtens zu Recht – die Auszeichnung „Historisches Hotel mit besonderer Auszeichnung“ der UNESCO für seine Erhaltung der historischen Substanz des Gebäudes.


Das 1906 eröffnete Hotel
International au Lac…

…mit historischem Interieur