"Hier scheint die
Sonne inniger,
und die Berge sind
röter,
hier wächst
Kastanie und Wein,
Mandel und Feige,
und die Menschen
sind gut, gesittet und freundlich…“
Hermann Hesse
Hermann Hesse
schrieb mit so großer Begeisterung über das Tessin, dass er 42 Jahre bis zu
seinem Tod dort verbrachte. In Montagnola, einem höher gelegenen Dorf
südwestlich und nur unweit von Lugano, bewohnte er vier kleine Räume in einem
schlossartigen Gebäude, der „Casa Camuzzi“, die sich im 18. Jahrhundert einer
der Tessiner Baumeister in Gestalt eines neobarocken Palazzos errichtet hatte.
Von dieser Hanglage aus und oberhalb des dichtbewachsenen Waldgrundstückes
überblickte Hesse nach Osten den Luganer See mit den gegenüberliegenden Hängen
und Bergen auf italienischer Seite. Die neue Lebenssituation und die Lage des
Gebäudes inspirierten Hesse zu neuer schriftstellerischer Tätigkeit und er
schuf dort Werke wie Siddhartha (1922), Der Steppenwolf (1927), Narziß
und Goldmund (1930) und Das Glasperlenspiel (1943), für das er 1946
den Literaturnobelpreis erhielt.
Auch ich wollte ich
mich in Lugano von der Schönheit des Tessins überzeugen und mich inspirieren
lassen...
Lugano – freundliche
Stadt
Lugano ist von
Bergen und einem zauberhaften See umgeben und vereint in sich sowohl die
Merkmale einer erlesenen Metropole als auch die einer kleinen Stadt.
Bemerkenswert ist das historische Zentrum mit zahlreichen wunderschönen Bauten.
In den
verschiedensten Läden findet sich alles, was das Herz begehrt: von
Luxusartikeln zu Antiquitäten, von Souvenirs zu Handwerksprodukten, abgesehen
von den typischen Märkten auf den Plätzen, auf denen vor allem Lebensmittel der
Region angeboten werden.
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Luganos Seepromenade mit
„Hausberg“ Monte Bré
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Malerische Treppe neben der Kirche
Chiesa S.ta Maria degli
Angioli
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Lugano entdecken:
Natürlich wollte ich
auch die Umgebung von Lugano kennenlernen, die diverse Ausflugsmöglichkeiten
bietet: Die Gipfel der beiden „Hausberge“ Monte Bré (933 m ü.M.) und Monte San
Salvatore (912 m ü.M.) sind von der ganzen Stadt aus zu sehen und laden
Besucher ein, sie entweder zu Fuß oder per Standseilbahn zu erkunden. Es gibt
viele gut ausgebaute Wanderwege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Ich
entschied mich für den Monte Bré und die Standseilbahn (Funicolare Monte
Bré). Seit 1908 ist die Standseilbahn Monte Bré Teil der Geschichte Luganos.
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Blick aus der Funicolare
Monte Bré auf Lugano
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Die Fahrt dauert ca. 10 Minuten und bereits auf dem Weg nach oben hatte ich eine wunderschöne Aussicht: Lugano wurde immer kleiner, dafür gab der Luganer See immer mehr von seiner Schönheit und Größe preis.
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Atemberaubender Ausblick auf das
Tessin mit schneebedeckten
Alpen
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Oben angekommen, nahm ich den Weg mit den vielen Treppen zur Aussichtsplattform auf dem Gipfel. „Atemberaubend“, war das erste, was ich bei dem Ausblick dachte. Vor mir eröffnete sich ein 180 Grad-Panorama über das Tessin und den Luganer See. Ich hatte dazu auch noch das Glück, einen absolut wolkenlosen, sonnigen Tag erwischt zu haben, so dass die Sicht bis zu den schneebedeckten Gipfeln der Alpen reichte.
Von der Aussichtsplattform
startet ein 2,6 km langer Plateau-Rundweg, der auch durch das Dorf Bré (Bré
Paeso) führt. Bré ist ein reizendes Tessiner Dorf, in dem einst die Künstler
Pasquale Gillardi, Luigi Taddei, Wilhelm Schmid und Josef Birò gelebt haben.
Neben der künstlerischen Ausgestaltung des Dorfkerns befindet sich in Bré das
Museum Wilhelm Schmid mit einer Sammlung der Werke dieses Vertreters der „Neuen
Objektivität“ im Deutschland der 20er Jahre.
Der gesamte Rundweg
bietet aus unterschiedlichen Perspektiven wundervolle Ausblicke auf den See,
die Stadt und die Umgebung.
Zurück an der
Aussichtsplattform beförderte mich die Standseilbahn wieder hinab und ich
freute mich über den gelungenen Tag.
„Heute möchte ich
den See erkunden und vom Wasser aus neue Eindrücke gewinnen“, dachte ich am
nächsten Tag. Am Seeufer im Zentrum Luganos bietet die Societá Navigazione
del Lago di Lugano (lokale Schifffahrtsgesellschaft) Touren zu
unterschiedlichen Destinationen an. Die Schiffe fahren regelmäßig nach Fahrplan.
Ich entschied mich für einen Bootsausflug nach Morcote.
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Morcote mit seiner Pfarrkirche Santa
Maria del Sasso und
vielen Palazzi
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Morcote liegt zehn
Kilometer südwestlich von Lugano im Südteil des Luganer Sees, am Fuße des 822
Meter hohen Monte Arbòstora und war aufgrund seiner Lage gegenüber des
italienischen Porto Ceresio im 19. Jahrhundert ein wichtiger Handelsplatz. Die
Fahrt mit dem Boot dauerte ca. eine Stunde und wir liefen unterwegs mehrere
kleine malerische Orte an bevor wir Morcote erreichten.
Ich freute mich
bereits auf den Parco Scherrer, der neben der Pfarrkirche Santa Maria
del Sasso die Hauptattraktion von Morcote darstellt.
Im Jahr 1930 befand
sich am Ufer des Sees ein altes Häuschen mit einem Stall, an dessen darüber
liegendem Hang sich Weinbergterrassen und ein Kastanienhain ausbreiteten. Arthur
Scherrer erwarb zu jener Zeit zuerst das Haus und danach etappenweise die
Terrassen des bergauf gelegenen Geländes. Er renovierte das Haus und
verwandelte es mit architektonischem Gespür in einen herrlichen Wohnsitz. Doch
nicht nur das: Scherrer war auch ein passionierter Landschaftsgärtner mit
Kunstsinn und ein Romantiker, sodass er im Laufe der Zeit seinen eigenen
„Wundergarten“ gestaltete. Während seiner Reisen hatte er eine große Anzahl
exotischer Pflanzen bewundert. Er war von deren Anblick so bezaubert, dass er
nicht zögerte, diese Vegetation in seinem Park nachzubilden. Viele der Pflanzen
tragen heute ein kleines Schild mit ihrem wissenschaftlichen Namen. Arthur
Scherrer starb im Jahre 1956. 1965 überließ seine Ehefrau Amalia, mit dem ausdrücklichen
Wunsch den Park dem Publikum zu öffnen, das Anwesen gegen Entgelt der Gemeinde
Morcote. Der Park wird heute so erhalten, wie er ursprünglich von der Familie
Scherrer angelegt wurde.
„Ein griechischer
Tempel am Ufer des Luganer Sees, daneben ein siamesisches Teehaus oder ein
ägyptischer Tempel? In diesem Park hat man die einmalige Gelegenheit, eine
spannende Reise durch Zeit und Raum zu unternehmen, bei der Vergangenheit und
Gegenwart, Geschichte und Natur harmonisch miteinander verschmelzen…“.
(Gardens
of Switzerland)
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Parco Scherrer mit
kunstvollen Skulpturen
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Ausblick auf den Luganer See
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Nach einem Rundgang
durch den zauberhaften Park und ein kleines Picknick ging es mit dem Boot
zurück nach Lugano.
Lugano kulturell:
Das kulturelle
Angebot im Tessin ist aufgrund unterschiedlicher Einflüsse sehr reichhaltig. Es
gibt architektonisch viel zu sehen sowie eine Vielzahl an Museen wie
beispielsweise das Museum Hermann Hesse (Montagnola), das Museum Moderner Kunst
(Ascona) oder das Sasso San Gottardo (am Gotthard-Pass). In 2015 wurde Lugano
durch eine weitere kulturelle Attraktion bereichert: das LAC Lugano Arte e Cultura.
Das LAC einfach nur
ein Museum zu nennen würde ihm nicht gerecht werden. Das Gebäude am Seeufer
bietet Platz und Räumlichkeiten für ein reichhaltiges Programm an
Ausstellungen, Konzertreihen, Theater- und Tanzaufführungen, zusammen mit
verschiedenerlei kulturellen Initiativen und Aktivitäten für die Jugend und Familien.
Das LAC beherbergt
außerdem das Museo d’arte della Svizzera italiana (Kunstmuseum der
italienischen Schweiz). Auf den drei Ausstellungsetagen findet man eine
permanente sowie verschiedene temporäre Ausstellungen, wie auch „site specific“
Installationen. Das Programm des Kunstmuseums des LAC legt seinen Schwerpunkt
hauptsächlich auf die Vertiefung und das Studium der modernen und
zeitgenössischen Kunst.
Ein Konzertsaal mit
1000 Sitzplätzen, komplett mit Holz verschalt und mit einer mobilen Akustikmuschel
bietet ein reichhaltiges Programm an Theateraufführungen und Konzerten.
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Das 2015 eröffnete LAC
Lugano Arte e Cultura
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Lugano kulinarisch:
Auch gastronomisch
hat Lugano viel zu bieten: Die Region zeichnet sich neben der Haute Cuisine,
die in diversen Führern nachzulesen ist, besonders durch Grotti aus, in
denen insbesondere einheimische Gerichte auf den Tisch kommen. Die Grotti
findet man vermehrt in kleineren Ortschaften am Seeufer, die am besten mit dem
Boot oder der Fähre zu erreichen sind.
Das Ristorante Grand
Café al Porto
Wo Geschichte
geschrieben wurde:
Im Jahre 1803
eröffnet, wurde das Restaurant im Laufe der Zeit zum "Salotto" von
Lugano und zum bevorzugten Treffpunkt von Literaten, Künstlern und Politikern. Aus
Überlieferungen aus dem 18. Jahrhundert ist bekannt, dass der Treffpunkt,
welcher ebenfalls ein Hotel ist, bei der lokalen und ausländischen Kundschaft
sehr geschätzt wurde. Am 3. März 1945, auf dem Höhepunkt der größten Tragödie
an die sich Europa erinnern kann, fand im ersten Stock, im „Cenacolo", des
damaligen Restaurants Bianchi, heute Ristorante Grand Café Al Porto, das allererste
geheime Treffen zwischen deutschen Offizieren und Vertretern der Alliierten
statt. Dank dieses Treffens konnten die deutschen Offiziere von der Ausführung
der Strategie „Verbrannte Erde" in Norditalien abgehalten werden.
Eine Welt voller
Köstlichkeiten:
Beim Betreten des
Grand Café besticht die Präsentation der Al Porto Spezialitäten aus Bäckerei,
Konditorei und Confiserie. Hier finden sich feinste Patisserie-Kreationen, Torten,
Kleingebäck, Pralinés sowie eine Auswahl an traditionellen und speziellen
Broten... und "dulci in fundo", mit Stil verpackte Köstlichkeiten, um
sich selbst oder geliebten Menschen eine Freude zu bereiten.
Ich entschied mich
für ein Mousse au Chocolat Törtchen mit Himbeermark, bereits optisch ein
Kunstwerk. Dieses köstliche Törtchen bleibt mir definitiv in Erinnerung!
www.grand-cafe-lugano.ch
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Das 1803 eröffnete Ristorante
Grand Café al Porto
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Da fällt die Auswahl schwer:
die Köstlichkeiten des Grand
Café
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Köstliches Mousse au Chocolat
Törtchen mit Himbeermark
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Restaurant La
Tinera
Das Restaurant La Tinera
liegt sehr zentral in Lugano, in einer kleinen Seitenstraße der Piazza Riforma.
Von außen sieht das
Gebäude unspektakulär aus, steigt man allerdings die Treppe hinab, steht man in
einem urig-gemütlichen Restaurant mit Weinkeller-Atmosphäre.
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Gemütliche Weinkeller-Atmosphäre
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Auch wenn meist
alle Tische reserviert sind, so findet das nette Servicepersonal doch immer
noch ein Plätzchen. Das La Tinera bietet größtenteils lokale Weine aus dem
Tessin (Merlot, rot und weiß gekeltert), die in kleinen Tonschalen gereicht
werden sowie Tessiner Spezialitäten wie Kalbsragout mit Polenta.
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Penne Arrabbiata: Vorsicht, scharf!!
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Bekannt ist das
Restaurant für seine Antipasti, besonders für die Salametti Nostrani, eine
kleine Salami, die aufgeschnitten mit Brot gereicht wird. Die Salami bezieht
das Restaurant direkt vom Bauernhof. Empfehlenswert sind auch die Pasta und die
Risotti.
Sowohl Einheimische
als auch Touristen lassen es sich hier schmecken. Zusammen mit dem quirligen
Servicepersonal herrscht im La Tinera eine fröhliche und gemütliche Atmosphäre.
Lugano gastfreundlich:
Reist man zum
ersten Mal an einen Ort, hat man die Qual der Wahl bezüglich einer Unterkunft.
Ich hatte mich für das Hotel International au Lac (***S) entschieden
und wie sich zeigte, die absolut richtige Wahl getroffen. Wer hier eincheckt,
den erwarten Gastfreundschaft und historischer Charme, zwischen Altstadt, Kunst
und See: In sehr privilegierter Lage an der Seepromenade, in unmittelbarer Nähe
von Restaurants, Cafés, den Boutiquen der Via Nassa und dem LAC Lugano Arte e
Cultura, empfängt das Hotel seine Gäste sehr herzlich.
Bereits von außen
macht das Hotel einen "herrschaftlichen" Eindruck, der sich im
Inneren fortsetzt. Die Einzelzimmer sind zwar nicht allzu groß (9 m2),
aber sehr geschmackvoll eingerichtet. Auch die Außenanlage in der 2. Etage, wo
sich der Swimmingpool befindet, ist sehr gepflegt und eine kleine Oase. Das
Frühstück, das bis 11:30 Uhr serviert wird, bietet eine große Auswahl an Brot
und Brötchen, Müsli, Joghurt, etc. Auch an warmen Speisen (Rührei, Speck,
Würstchen, gegrillte Tomaten) mangelt es nicht. Das Servicepersonal ist
außerordentlich freundlich und zuvorkommend. Von der Bar des Hotels hat man
abends einen wundervollen Blick auf den See, in dem sich die funkelnden Lichter
der Ortschaften spiegeln.
Das 1906 eröffnete
Hotel trägt – meines Erachtens zu Recht – die Auszeichnung „Historisches Hotel
mit besonderer Auszeichnung“ der UNESCO für seine Erhaltung der historischen
Substanz des Gebäudes.
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Das 1906 eröffnete Hotel
International au Lac…
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…mit historischem Interieur
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